„The Party Is Over“ ist eine musikalische Performance für einen konkreten Raum mit theatralen Elementen. Die Performance hat eine festgelegte Struktur, deren einzelne Teile – es gibt drei Teile – mit Ausnahme des letzten Teils bzw. der letzten Sequenz in ihrer Länge flexibel sind. Es gibt Raum für Improvisation. Innerhalb eines Zeitrahmens wird die Performance immer wieder wiederholt. Der Besucher kann ähnlich einer Installation den Raum nach Belieben betreten und verlassen. Die Trennung zwischen Besucher und Performer wird nicht komplett aufgelöst, da es eine Bühnensituation gibt. Andererseits nehmen Musik und Licht den gesamten Raum ein. Der Besucher ist mit Betreten des Raums Teil der Performance.
Der Raum ist als spärlich eingerichteter Partykeller inszeniert. An der Decke dreht sich als einzigste Lichtquelle ein LED-Disco-Leuchtmittel und projiziert rotierende rote, grüne und blaue Farbpunkte an Decke und Wände. An einer Wand ist ein Graffito: „The Party Is Over!“. Auf dem Boden liegt Konfetti. Es gibt eine Stereo-Anlage mit einer separaten Sub-Bass-Box. Es ist eine Art Klangwolke zu hören – ähnlich einem Chor, der einen mehrstimmigen Akkord singt und hält. Der Akkord ist an der Schwelle zur Disharmonie Einzelne Bestandteile verändern beständig die Tonhöhe. Von der Tür kommend schaut man auf eine Art Bühne. Darauf steht eine Person im Anzug. Die Person hat ein Mikrophon. Es ist nicht möglich auf der Bühne gerade zu stehen, da die Decke sehr niedrig ist. Die Person macht einen desorientierten und verwirrten Eindruck.
Mit der Performance möchte ich eher eine Atmosphäre erzeugen als inhaltlich konkrete Themen anzusprechen. Mir ist allerdings bewusst, dass bestimmte Dinge Assoziationen hervorrufen bzw. als Verweise verstanden werden können und sich die Performance als Teil eines Theaterabends in einem Kontext befindet. Ist die Person im Keller auf der Bühne, die einen Anzug und Krawatte trägt, ein einsamer Alleinunterhalter oder der letzte Gast auf der Party oder ein Geschäftsmann oder Politiker, der in diesen Keller gebeamt wurde? Das Graffito „The Party Is Over!“ erinnert an kapitalismuskritische Parolen gesprüht an Häuserwände.
Zunächst äußert sich vieles als sehr widersprüchlich. Es gibt den Partykeller und das bewegte Party-Licht. Im Kontrast dazu steht die scheinbar statische Klangwolke. Sie färbt den Raum klanglich. Aber es ist nicht so klar, ob es Entspannungsmusik ist oder etwas unheimliches. Eine Party findet hier definitiv nicht statt. Das Graffito an der Wand macht das als klares Statement unmissverständlich deutlich. Dennoch dreht sich das LED-Disco-Leuchtmittel beharrlich weiter. Der Performer auf der Bühne ist eher bei sich. Er ist eher ein Sich-Alleinunterhalter. Er kratzt Farbe von der Wand und lässt Luftkammern der um Heizungsrohre gewickelten Schutzfolie knallen. Insgesamt ein beklemmendes Bild.
Idee und Performance: Tommy Neuwirth
Aufführungen:
15./17./19./20./21.05.2017 Jenaer Frühling, Camburger Str. 74, Jena
Fotos: Kathrin Bäring